Donnerstag, 31. Mai 2012

(2) Jeder Katholik weiß es, oder er wird es wissen

Keine Kette ist stärker als ihr schwächstes Glied.“


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 Das Problem seitens aller Kirchen die irgendwie und irgendwann aus der katholischen Kirche hervorgingen, besteht im Mangel an Legitimationen bzw. deren Nachweisen, denn es gibt keine lückenlose Verbindung zu den Aposteln der Tage Christi. Selbst wenn nur ein einziges Kettenglied fehlte wäre die mit dem Anker (Christus) verbundene Kette, selbstredend wertlos.  Die Papstliste erwähnt zwar Petrus als Bischof von Rom, doch sein „Aufenthalt in Rom ist historisch nicht gesichert“ (1) Ebenso steht auf dem Papier, aber nicht in echten Dokumenten geschrieben, dass Linus sein Nachfolger war. Aber es gab keinen Bischof Linus in Rom, so verhält es sich mit den Nachfolgern des Linus, Anaklet, Clemens, Evaristus, Alexander, Sixtus I., Telesphorus, Hyginus, Pius I., Anicetus, Soterus, Euleutherus, Victor I.. Sie werden allesamt als Heilige verehrt, ob sie jedoch gelebt haben, oder sogar Bischöfe in Rom waren, kann niemand sagen. Es heißt Petrus habe von 33 bis 67 in Rom als Bischof gewirkt. Vierunddreißig Jahre Amtszeit eines Mannes von Format Petrus, soll keine Spuren hinterlassen haben? Zudem ist außerordentlich fragwürdig, wie jemand der einer schnell wachsenden Kirche vorsteht, zugleich als Vorsteher einer Gemeinde amtieren kann, und das in einer zahlenmäßig enorm großen.
Zudem lässt es die bekannte Gemeindeordnung damaliger Zeit und die Ausdehnung der Millionenstadt nicht zu, dass es im Rom des 3. Jahrhunderts nur eine einzige christliche Gemeinde gab. Der katholische Historiker Ludwig Hertling SJ geht in seiner „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ S. 34 bereits für die Zeit um 250 sogar von über 50 000 römischen Christen aus, er hält selbst 100 000 Mitglieder für möglich. Alle in einer Gemeinde? Hippolyt der um 220 einer der Bischöfe Roms war, beschreibt das Aufgabengebiet dieser Kirchenführer zuverlässig: „Der Bischof ist bei jeder Taufe, bei jedem Abendmahl und bei Ordinationen anwesend... die Diakone besuchen jene Kranken und Alten die der Bischof nicht erreichen kann, aber sie erstatten ihm einen Bericht.“ (2)
Außerdem wird „für das Jahr 250 ... die Anzahl 100 italienische Bischöfe angegeben.“ (3) Gemäß derselben Gemeindeordnung des Hippolyt (um 220) gab es das Abendmahl (Eucharistie) nur dort wo ein Bischof war. Noch „waren die Bischöfe einfach die Vorsteher im Kreis der Ältesten und hatten keine besonderen Rechte...“ (4)


Datei:Die sieben Hügel Roms de.svg
Die Ausdehnung Roms, um 300, entspricht in etwa der Größe Rügens


 


 

 
 

Montag, 28. Mai 2012


(1) Jeder Katholik weiß es oder wird es wissen


Warum legten eine Anzahl führender Christen, im Verlaufe des 4. Jahrhunderts diesen auffallend selbstzerstörerischen Eifer an den Tag? Warum änderten sie ihre bislang ablehnende Haltung zur Staatsmacht und verrieten damit das schlichte Evangelium, das jede andere Macht als die der Liebe und der Vernunft kategorisch ablehnte?

Geschah es aus Angst vor den Drohungen des Mörders seiner Familie, Kaiser Konstantin?

Er ist die Schlüsselfigur.

Jeder Katholik weiß das.

Jeder gebildete Europäer weiß das.



Und was hat das mit „Mormonismus“ zu tun?



Die Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bilden den Gegenpol zum Konstantinismus.

Das ist die Antwort.

Es geht nicht gegen Konstantin, obwohl er durch Lockungen, Drohungen und schließlich durch List, die Kirchenführer seiner Zeit dazu brachte , ein völlig anderes „Evangelium“ zu akzeptieren, nämlich das „Evangelium“ der Gnadenlosigkeit und der Verehrung der Staatsgewalt, das erst durch die Katastrophen des 20.Jahrhunderts massiv erschüttert wurde.

Es geht pro Christus.

Es geht nicht gegen das traditionelle Christentum, das heillos in sich zerstritten und zersplittert ist, es geht gegen die Heillosigkeit und gegen die Zersplitterung.


Es geht gegen Gleichgültigkeit und Nichtwissen.

Wann werden sich die Verteidiger und Rechtsnachfolger eines abgewirtschafteten Systems, das christlich-kirchlich sein will, sichtbar auf die Seite der Kriterien Christi stellen?

Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird abgehauen werden.“

Der Baum der 1 600 Jahre lang Kriege und Massenelend verursachte ist zu morsch geworden, dass er veredelt werden kann.

Der gute Wille ist erkennbar.

Aber auch hier formulierte Jesus das Prinzip: „Niemand setzt einen neuen Flicken auf ein altes Kleid.“

Es ehrt Menschen wie den nicht zu beneidenden Papst Benedikt XVI. wenn er sich gegen den weiteren Verfall des überalterten Kleides stemmt.

Es ehrt die Christen, die nur das Gute ihres Christentums sehen wollen.

Ob das jedoch wirklich gut ist, die Augen zu verschließen, vor dem heillos von Krebs befallenen Körper und zu sagen, das sei alles gar nicht so schlimm?
(Das ständige nach Mehr-Geld-Trachten-müssen wirkt sich verheerend aus. Nur wer die Kirchensteuer zahlen will, verflucht sie nicht.)
Wenn es den Gott (die drei Götter) der Bibel immer noch gibt, (wenn er nicht - wie die schwachen Argumente vieler Atheisten behaupten, eine Erfindung willensschlapper und abergläubischer Menschen ist -) dann wäre doch zu erwarten, dass er, irgendwann, wenn Er den Zeitpunkt für gekommen hält, zu unseren Gunsten eingreift... oder etwa nicht...?

Oder sollte ausgerechnet der Heidengottverehrer Konstantin Recht haben als er meinte: „ die natürliche Offenbarung vermittelt vollkommene Erkenntnis, deshalb besteht kein Bedarf an übernatürlicher Offenbarung.“ Heinz Kraft „Konstantins religiöse Entwicklung“ 1954 Heidelberg, Uni Greifswald, S.81

Damit erklärte Konstantin sich gegen jene Leitung, die Jesus selbst als unverzichtbar erklärt hatte: „... der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird ... ist der Geist der Wahrheit, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Joh 16: 13
Und dieser Geist der Erleuchtung wäre denn auch der unerschütterliche Felsen gewesen, hätte die Kirche auf ihn gebaut, statt auf einen altersschwachen Hocker, den viele als den heiligen Stuhl Petri betrachten.
Konstantin (285-337) selbst hielt sich wie alle Kaiser Roms seit Domitian (um 95), für den maßgeblichen Gott (in diesem Sinne war er Monotheist). Wer von seinem Geist geleitet wird, bedarf keiner übernatürlichen Führung, dachte er und einige Christen von Namen widersprachen nur vorsichtig.

Was dabei herauskam ist bekannt.

Nicht nur das Mönchsunwesen, nicht nur die Bevormundung der Kirche durch seinesgleichen, durch die Caesaropapisten, nicht nur die Unfreiheit des Geistes...

Unvergessen: Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965,
1 640 Jahre nach dem verhängnisvollen Konzil zu Nicäa erklärte sich die römisch-katholische Kirche gegen alle Praktiken religiösen Zwangs : dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

Sehr zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
Aber die Ära Konstantins wird erst dann wirklich abgeschlossen sein, wenn das Kreuzessymbol, das Zeichen des Sieges des Todes, aus den Kirchen verschwinden wird.

Es kam mit Konstantin, es wird mit dem konstantinischen Rom verschwinden. Es hat Jesus ermordet und die Vernunft, es wurde hoch aufgerichtet wenn die Inquistitionstribunale tagten. Es wurde christlichen Heeren vorangetragen und kaum ein Christ kritisierte das.
Wo das Kreuz hinkam war  es um die ohnehin nur schwach geschützten Menschenrechte in Reihen der kolonisierten Völker völlig geschehen. Nur sehr wenige fragten sich, was das mit Jesus zu tun hat. Einige zeigen es heute noch als Amulett. Fußballspieler bekreuzigen sich dankbar, wenn sie ein Tor geschossen haben. Die Kreuzritter haben der Welt keinen Segen gebracht.

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In seiner erschreckendsten Form erwies sich die Geisteshaltung der ecclesia militans in der Zeit ihrer größten Machtfülle.

Ablasshändler vom Typ Tetzels bahnten sich ihren verderblichen Weg durch Europa, mit dem Kreuzeswappen. Die Juden sangen die traurigsten Lieder, wenn sie unter das Kreuz geduckt wurden.
Eine katholische Akademie gibt unumwunden zu:
... Das sogenannte konstantinische Zeitalter, das die staatliche Anerkennung des Christentums und alsbald seine Privilegierung mit sich brachte, begann im Zeichen des Kreuzes.
Und das Kreuzeszeichen stand für den militärischen Sieg (Kaiser Konstantins über seinen Schwager Kaiser Maxerntius G.Sk. ) ... Es versprach politischen Erfolg. Es war in diesem Falle kein Zeichen der Versöhnung, kein Zeichen der Hilfsbereitschaft, kein Vorgänger des Roten Kreuzes, keine Erinnerung an den heilbringenden Tod des Gottessohnes, der nach Paulus "aus Ohnmacht" gekreuzigt wurde (2. Kor 13: 4). Es war viel eher von alledem das Gegenteil.
Der Kaiser ist von den Bischöfen später über die eigentliche Bedeutung des Kreuzes theologisch belehrt worden. Aber nicht die eigentliche Bedeutung des Kreuzeszeichens, nicht der im Tod des Gekreuzigten errungene Sieg Gottes über den Tod stand am Anfang des konstantinischen Zeitalters. Das Kreuz, in dessen Zeichen Konstantin siegen sollte, symbolisiert vielmehr einen Sieg, der Tod, nämlich den Tod der Gegner bedeutet. ... Es lag in der Konsequenz der mit Konstantin begonnenen neuen Religionspolitik, daß Theodosius der Große am 28. Februar 380 das Christentum durch staatliche Verordnung zur exklusiven Staatsreligion erhob. Diese Erhebung des Christentums zur einzigen Staatsreligion hatte für die Heiden bittere Folgen. Ihre Tempel wurden gestürmt, die Olympischen Spiele fanden (im Jahr 394) ihr Ende, die Philosophenschulen von Athen wurden zwei Jahrhunderte später geschlossen - um nur einige Beispiele zu nennen. Doch dieses Zwangs-Staatskirchentum war spätestens in der Zeit der Aufklärung obsolet geworden. Zwar galt nach der Reichsverfassung des Deutschen Reiches bis 1806 das Sektenverbot zum Schutze der beiden privilegierten Kirchen katholischen und evangelischen Bekenntnisses. Doch was de iure noch galt, war de facto längst obsolet geworden. Daß "jedermann nach seiner Façon selig wer-den" sollte, war nicht nur die Auffassung Friedrich des Großen, sondern die hier mehr, dort weniger entschieden vertretene Einstellung der Philosophie der europäi-schen Aufklärung. "Weh ... dem Gesetzgeber", schreibt der große Kant, "der eine auf ethische [und das heißt für Kant: religiöse] Zwecke gerichtete Verfassung [d.i. ein Glaubensbekenntnis und eine Kirchenordnung] durch Zwang bewirken wollte! Denn er würde dadurch nicht allein gerade das Gegenteil der ethischen [Verfassung] bewirken, sondern auch seine politische [Verfassung] untergraben und unsicher machen". Die Weimarer Reichsverfassung von 1919 hat dann das Zwangs-Staatskirchentum auch de iure beendet und das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften garantiert (Art. 137 I und III WRV)....“ Eberhard Jüngel, Kreuz, Staat und Gesellschaft aus theologischer Perspektive http://www.kath.de/akademie/rahner/vortrag/juengel-kruzifix.htm :

Mormonismus“ war und ist die Antwort Gottes auf die Perversionen die im Namen Christi, - wenn auch nicht mit dem Einverständnis aller Christen, - unter dem Kreuz, während sechzehn Jahrhunderte, begangen wurden.

Gegen den Widerstand snobistischer Theologen läßt sich beweisen, wenn auch nicht auf kurzem Weg... dass jede Religion die jemals den Pfad der Nächstenliebe verließ, ihre Legitimation verlor.

Soviel Ehre wie die Päpste Roms nach Vatikanum II verdienen, ihre Verdienste konnten nicht ausreichen die „verlorenen Ringe“ (Lessing) zurückzubringen.

Mormonismus“, wie wir aus guten Gründen glauben, wurde von Gott offenbart und damit wurde das Original wiederhergestellt. (Was sich überraaschend leicht belegen lässt.) Seine Lehren  stehen für eine Religion der völligen Toleranz und des bewussten Tuns des Guten.

Auch dort wo noch keine Ahnung ist, wird sich eines Tages der helle Schimmer mehr  Raum verschaffen.

Heikki Räisänen, ein evangelischer Theologe ermutigt zum kritischen Hinschauen:

... ich (hoffe) hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“ „Joseph Smith und die Bibel“, Theologische Literaturzeitung 109. Jahrgang, Nr. 2, 1984

Prof. Gellinek sagt in seinem Buch „Christus in Amerika?“: „Mormonismus der einen Außenseiter zunächst etwas bange macht, entpuppt sich vielmehr, als mächtiger Schrittmacher des Christentums auf dem Wege zur Erleuchtung.“ Agenda Verlag, Münster, 1999 , S.141

Samstag, 26. Mai 2012

"Was Mitt Romney glaubt"

Meine Reaktion auf den Artikel "Präsidentschaftskandidaten unter der Lupe" im  "Washington Blog".


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Gerd Skibbe schreibt
am 26. Mai 2012 um 09:23 Uhr
Das Buch Mormon ist ja nun wirklich kein Geheimbuch. Man muss es lesen, um zu verstehen was Mitt Romney glaubt, nämlich, dass “Menschen sind, dass sie Freude haben können” 2. Ne 2: 25 oder: “Kein Mensch soll denken, er sei mehr als ein anderer.” Mosia 23: 7 oder “Laßt euch nicht von Leuten belehren, die sich nicht bemühen die Gebote zu halten. (gemeint sind die 10 Gebote des Mose) ebenda Vers 14
Im Buch Mormon wird breit ausgeführt, dass Menschen danach trachten müssen, die Freiheit (auch die des Andersdenkenden) zu bewahren, dass man das Recht (des anderen) zu würdigen hat, dass man notfalls mit der Waffe kämpfen muss, um die eigene Freiheit und die Freiheit seines Landes zu verteidigen: Alma Kapitel 43-60
Das Buch Mormon lehrt, dass niemand sich von seinen Leidenschaften treiben lassen sollte, sondern, dass es besser ist, nach den Grundsätzen der Vernunft zu handeln. Alma 37-42
“Eltern sollen ihren Kindern gebieten Gutes zu tun.” Alma 39: 12

Freitag, 25. Mai 2012

Unkommentierter Zeitungsartikel in "Pro" christliches Medienmagazin:

Erfolgsreligion Mormonentum?


Das Wirtschaftsmagazin "Capital" berichtet in seiner April-Ausgabe ausführlich über den Erfolg des mormonischen Unternehmers Bill Marriott. Der Artikel beleuchtet auch die Glaubensgemeinschaft der "Heiligen der letzten Tage" – mit überraschendem Ergebnis.

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"Jesus, sei mein Manager", lautet die Überschrift des Textes, der mit einem Porträt von Bill Marriott beginnt. Der Amerikaner eröffnete 1957 sein erstes Hotel, heute sind es weltweit 3.700. 1964 übernahm Marriotts Sohn das Imperium, das persönliche Vermögen des Vaters wird auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. Die Marriott-Familie lebt streng nach dem Moralkodex der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" (im Englischen Latter-day Saints, kurz LDS), wie die Kirche der Mormonen offiziell heißt. Dazu gehören der Verzicht auf alkoholische und koffeinhaltige Getränke, Heiraten im jungen Alter und viele Kinder. "Bill Marriotts Tochter Debbie", so der Bericht, "musste erstmal fünf Kinder großziehen, bevor sie mit knapp 50 ins Management des Hotelkonzerns einsteigen durfte."

Mormonen stünden früh auf und arbeiteten konzentriert, damit ihnen genug Zeit für die Familie bleibe, schreibt die Journalistin Sabine Muscat. So sei Bill Marriott in 57 Jahren Berufsleben abgesehen von Dienstreisen nie von der Gewohnheit abgewichen, jeden Tag um halb sieben zum Abendessen nach Hause zu kommen – der Sonntag sei "natürlich erst recht heilig".

"Bei uns gibt es keine Paris Hilton"

"Capital" führt aus, dass die disziplinierte Lebensweise der Mormonen bereits in der Kindererziehung sichtbar werde. In der Marriott-Familie hätten die Kinder von klein auf im Haushalt geholfen oder sich in Arbeitsabläufen in den Hotels eingebracht. Diese Erziehung habe ihre Wirkung nicht verfehlt. Würde er auf die Enkelin eines anderen großen Hotelunternehmers angesprochen, schmunzelte der Marriott-Patriarch nur: "Bei uns gibt es keine Paris Hilton."

Bei den Mormonen ist es üblich, dass junge Leute nach dem Schulabschluss für zwei Jahre ins Ausland gehen, um dort zu missionieren und eine fremde Kultur kennenzulernen. Dies sei neben der guten Ausbildung unter anderem an der von Mormonen gegründeten "Brigham Young University" einer der Gründe, warum viele Mormonen in den Augen hochrangiger Personalchefs "fürs internationale Parkett bestens gerüstet" seien. Sogar die US-Bundespolizei FBI und der Geheimdienst CIA rekrutierten mit Vorliebe Mormonen, "denn mit ihrem asketischen Lebenswandel bestehen die jede Hintergrundüberprüfung und sind privat nicht erpressbar". Beim Militärdienst hingegen hielten sich viele Mormonen zurück.

"Rückschläge werden als Ansporn gesehen, es erneut zu versuchen", erklärt die Autorin des Beitrags über das Weltbild der Mormonen und verweist auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney, der bei den republikanischen Vorwahlen 2008 scheiterte, 2012 aber beste Chancen auf die Kandidatur seiner Partei hat. Der frühere Gouverneur des Staates Massachusetts spreche jedoch wenig über seinen Glauben, "denn für fromme Baptisten oder Katholiken ist das Mormonentum unchristliche Ketzerei, die ausgegrenzt werden muss".

"Fortschrittlichste aller Religionen" – Christentum 2.0


Das Wirtschaftsmagazin zitiert Clayton Christensen, Professor an der Harvard Business School und selbst Mormone, der seinen Glauben als die "fortschrittlichste aller Religionen, eine Art Christentum 2.0" bezeichnet. "In der Geschichte war der Zugang zu Gott durch einen professionellen Klerus begrenzt", erklärt er, "bei uns verwalten die Mitglieder ihre Kirche selbst". Dieses Modell habe bestehende Organisationen des religiösen Lebens revolutioniert. Die Kirchenverwaltung wurde für den kleinen Mann fassbar – so wie ein Marriott-Hotelzimmer Reisen für Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht habe.

Gleichwohl schlägt der Bericht auch kritische Töne an. So sei der soziale Druck, die strengen Regeln der Kirche einzuhalten, groß. Die Zahl an Austritten junger Leute habe in den USA ein für die Kirchenleitung besorgniserregendes Ausmaß erreicht, die Missionsarbeit der "Heiligen der letzten Tage" verlaufe nur in der Dritten Welt teilweise erfolgreich. Frauen bliebe traditionell oft nur die Rolle als Hausfrau und Mutter – "Da hat unsere Kirche viel aufzuholen", so Helen Claire Sievers, Chefin der Gruppe "World Teach", die Harvard-Studenten als Lehrer in Entwicklungsländer entsendet. Das Gesamtvermögen der "Kirche Jesus Christi der Heiligen der letzten Tage" wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt. Seit 1959 hat die Gemeinschaft keine Bilanzen mehr veröffentlicht, ist aber auch bekannt für ihr gemeinnütziges Engagement. Nach dem Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005 beispielsweise haben die Mormonen Zehntausende freiwillige Helfer in die Krisenregion entsandt. Der Bevölkerungsanteil der "Latter-day Saints" sei in den USA mit 6 Millionen Gläubigen jedoch sehr gering, sie gelten als "merkwürdige Randerscheinung".

In Politik und Wirtschaft, so der Beitrag in "Capital", besetzen Mormonen jedoch schon seit Langem eine Vielzahl wichtiger Posten: "Sie managen große Unternehmen und Finanzinstitute, bekleiden hohe Positionen in Kongress und Regierung, lehren an Eliteunis." In einer Übersicht stellt das Wirtschaftsmagazin einige dieser Menschen vor, wie zum Beispiel den Politikberater Brent Scowcroft, der US-Präsident Bush sen. in Fragen zur deutschen Wiedervereinigung beriet. Als bekannter deutscher Mormone wird der ehemalige "Lufthansa"-Chefpilot Dieter Uchtdorf genannt, der als Ratgeber für Kirchenpräsident Thomas Monson fungiert.

Auf die theologischen Unterschiede zu verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen kann und will der "Capital"-Artikel nicht eingehen. Er vermittelt stattdessen ein recht positives Bild der Mormonen und ihrer Werte, in denen die "Heiligen der letzten Tage" ihren Erfolg begründet sehen – und zeigt, wie diese Werte einen positiven Unterschied für die Gesellschaft machen können.

Einen ähnlichen Ansatz wählte kürzlich der konservative Internetdienst "PJ Media". In einer Analyse über Mormonen in der US-Gesellschaft hieß es dort: "Unter Mormonen gibt es weniger Scheidungen, Selbstmorde, Krebserkrankungen, Alkoholsucht, Übergewicht und Armut (…) Die Lebenserwartung ist überdurchschnittlich. Mormonen sind außerdem höher gebildet und wohlhabender als der nationale Durchschnitt." (pro)




VON: mb | 26.03.2012

Offener Brief

an die Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche in Württemberg
Frau Pfarrerin Kick

Liebe Frau Pfarrerin Annette Kick,
ich schreibe zwar kritisch, aber nicht als Feind. Im Gegenteil.
Zu Ihrer Erinnerung: am 09.02.2012 äußerten Sie sich zum Thema “Mormonen” u.a. “Im Gegensatz zum eigenen Selbstverständnis werden die Mormonen heute meist nicht mehr den christlichen Sondergemeinschaften zugerechnet, sondern wegen der Aufnahme anderer Offenbarungsquellen und fremder (teilweise freimaurerischer) Riten als religionsvermischende (synkretistische) Neureligion gesehen. Die Mormonen sind an einem friedlichen Zusammenleben der Religionen interessiert, haben als „wiederhergestellte Kirche“ aber kein tiefgehendes Interesse an ökumenischen Beziehungen.”

Kompliment, wegen Ihrer zutreffenden Formulierung „Die Mormonen sind an einem friedlichen Zusammenleben der Religionen interessiert,...“
Ähnlich Freundliches zu sagen ist wichtig, denn soweit ich sehen kann, wird das Überleben des Christentums davon abhängen, ob wir wahrhaftiger als andere im Umgang miteinander sind... dazu gehört eine um Objektivität bemühte Darstellungsweise der Glaubensweisen der Anderen.

Warum aber, um alles in der Welt, schreiben Persönlichkeiten wie Sie, noch im Jahr 2012, als Weltanschauungsbeauftragte, und nicht irgendwer, diesen Unsinn, Mormonismus sei eine „synkretistische Neureligion“?

Das ist ein Terminus der meines Wissens von Dr. Helmut Obst stammt, dem vielleicht besten Kenner des Mormonismus in Deutschland. Dennoch.
Er irrte. Das war eine Meinung die 1970 noch einigermaßen hinnehmbar gewesen wäre.
Denn, wenn wir das Wissen betrachten, dass in den letzten 40 Jahren an deutschen Universitäten in den Bereichen vergleichender Religionswissenschaft, Alte Kirchengeschichte und Theologie zusammengetragen wurde, dann ergibt sich (das darf ich sagen, nachdem ich etwa 800, überwiegend nach 1980 entstandene Facharbeiten, Dissertationen usw. auswertete), dass „Mormonismus“ samt seinen scheinbaren Sonderlehren und seinen Strukturen, seinem Gehalt an sittlichen Werten usw. mit den Basislehren der Kirche des Origenes, Hippolyt von Rom, Lactanz, Irenäus usw. nahezu übereinstimmt.
Diese Übereinstimmungen zwischen „Mormonismus“ und Urchristentum kann niemand übersehen, es sei denn, er hat nicht hingeschaut.

Daraus resultiert allerdings die Gewissensfrage, ob jemand der sich kein Bild von der Sache verschaffte, über die er aufklären will, vom Standpunkt der Wahrhaftigkeit überhaupt schreiben darf.
Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, sondern gebe nur zu bedenken.

Zudem kenne ich keinen namhaften großkirchlichen Theologen der behaupten würde seine Theologie sei der, der erwähnten Mitglieder der Urkirche überlegen. Festzustellen bleibt, dass ungeheure Umbrüche, - beginnend mit dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, - das Christentum bis zur Unkenntlichkeit entstellten. Verglichen mit dem deformierten Gebilde, das sich stolz als Maßstab anpreist, ist das„Mormonentum“ natürlich etwas völlig anderes.

(Christus sah wahrscheinlich voraus, dass seine Kirche zu freiem Verfügungsgut einiger Cäsaropapisten degradiert würde, nachdem seine Diener zugleich zwei Herren dienen wollten, dem Mammon - der Staatsmacht - und ihm...)

Noch ein Wort zum Tempelwerk der Kirche Jesu Christi der HLT.

Wie selbstverständlich fließt der Begriff „freimaurerische Riten“ aus nahezu jeder Feder der Sektenkundler, die sich irgendwie dazu äußern möchten.

Mit ihrer überwiegend salopp gefassten Einschätzung, meinen einige Meinungsbildner, sei das Thema „Mormonentempel“ abgehakt.

Joseph Smith der nachweislich Freimaurer war, habe - das sei naheliegend - deren Brauchtum einfach entlehnt, geklaut.
Dass ihm durch Inspiration bestätigt wurde, die Freimaurer hätten ihrerseits das urchristliche Tempelsystem entwendet, glauben leider anscheinend nur die Mormonen.

Es bedarf jedoch nur kleiner Anstrengung um zu wissen, dass die nichtkatholischen Christen der Antike, tatsächlich die „mormonischen Tempelriten!“ kannten und, dass diese erst durch orthodoxe Militärmacht - um 535 -zerschlagen und wenig später durch die katholische Liturgie ersetzt wurden.

Wunderbarerweise blieben die Tempelrituale der Arianer Ravennas, in Form leuchtender Bilder, bewahrt. So z.B. dieses:
                                                       „Ravenna“Verlag Salbaroli, 1984

Sie freimaurerisch zu nennen, würde wohl keinem Historiker einfallen. Man sollte sich in Ravenna umschauen und die Aussagen der Mosaike von San Appolinare in Classe, mit dem vergleichen was z.B. der angebliche Mormonenkenner Herr Dr. Rüdiger Hauth verbreitete.

Insbesondere (neben anderen Splittergruppen) waren es die Arianer, die dem originalen Christentum um 500 noch am nächsten kamen, und eben das originale Christentum war, solange der Jerusalemtempel stand, mit ihm eng verbunden.

Als Religion war der Arianismus für andere Religionen wegen seiner Strahlkraft unüberwindlich.

Allerdings wurde er militärisch besiegt. Die Soldaten des Kaisers Justinianus, der selbst ein Orthodoxer war, vollendeten das Werk der Zerstörung der Urkirche. Sie hinterließen mit der Zerschlagung des arianisch ausgerichteten Gotenreiches eine riesige Trümmerwüste.

Das Tempelritual variierte und überlebte, (wenn auch, nach mormonischer Ansicht ohne Legitimation)  u.a. in Kreisen die sich als freimaurerisch verstanden.

Liebe Frau Pfarrerin Annette Kick, gut wäre es auch, den nach Klarheit suchenden Menschen zu sagen, warum meine Kirche „kein tiefgehendes Interesse an ökumenischen Beziehungen“ hat.
Wegen des in Nicäa, 325, neu gefassten Gottesbildes, das immer noch Basis der christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft ist, glauben wir letztlich an einen anderen Christus, nämlich an den der Arianer. Wir glauben an einen Christus der eine menschliche Gestalt und ein menschliches Gesicht hat und der ein anderer als sein Vater ist.

Und, man muss hinzufügen, dass viele Theologen in Erinnerung haben, Arius hätte die vollständige Gottheit Christi geleugnet. Die heutige Wissenschaft weiß indessen, dass Arius, der sich wenn auch nicht ausschließlich, auf Origenes berief, davon sprach ,dass Christus wohl Gott ist, aber dem Vater nachgeordnet.

Zum Glück blieb das Komprimat des authentischen Arius-Christus-Bekenntnis in einer Aufzeichnung des berühmten Arianers Wulfila erhalten: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... (M Pl. Suppl. I. 707) ... er (Wulfila) glaubt an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildnerder gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“.

Gert Haendler bekräftigt dies in „Die Rolle des Papsttums in derKirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck &Ruprecht, 1993 S 56,141: Arius habe gelehrt „Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet.“....

Dieses Prinzip wurde bekanntlich durch Konstantin gewaltsam aus dem Christenglauben gedrängt.

Dies ist ein großes Thema. Das neue Wissen um die Rolle die der Sol-Invictusverehrer Konstantin in Nicäa spielte, hämmert zunehmend auf die tönernen Füße des traditionellen Christentums ein.
Es war und ist voreilig uns das Christsein abzusprechen. In den USA im Vorwahlkampf des Mormonen Mitt Romney haben die Evangelikalen laut posaunt: “Mormonen sind des Teufels! Sie glauben nicht mit uns nicänisch”
Ich wollte, ich könnte unseren Glaubensgegnern deutlicher zeigen, was der Stand der Erkenntnis ist. Zum Beispiel schreibt www.dogmatic. Uni-Bonn, S. 145: „Die vornizäische Theologie“,2009 : „Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus , „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“

Das ist das Gegenstück zum Nicänum, das Martin Luther nicht so vehement für kanonisch gehalten hätte, wäre ihm bewusst gewesen, dass es erzwungen wurde.

Mormonen glauben „vornicänisch“, - ihnen deshalb die Ehre abzuschneiden halte ich für vermessen.

Herzliche Grüße aus Australien

Gerd Skibbe

Mittwoch, 16. Mai 2012

  1. (3.) Mormonismus im Spiegel deutscher Fachliteratur
Deutlich wird von großkirchlichen Theologen unterstellt, die Behauptung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, es habe einen Glaubensabfall gegeben sei falsch.

Ein kurzer Blick in die Fachliteratur, die Inquisition betreffend, hebt jeden Zweifel auf:

Niemand der die Absicht hat Theologe zu werden, sollte versäumen zuvor Henry Charles Lea`s zweitausendseitige „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ zu lesen.

Henry, Charles Lea, (1825-1935)
Sie gilt als Standartwerk. Er selbst wurde von den Universitäten Harvard, Princeton, Gießen, Moskau u.a. ausgezeichnet.













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Die von Lea aus dem Lateinischen u.a. Sprachen übersetzten Dokumente, sprechen für sich:

Bd 1, S. 123: „Gervasius von Tilbury, war, um jene Zeit (1180) ein junger Mann, und Kanonikus (d.h. jemand der bei einer Messe mitwirkt) in Reims,... Er befand sich eines Tages im Gefolge seines Erzbischofs Wilhelm, der einen Ausritt unternahm. Voll Wohlgefallen fiel sein Blick auf ein niedliches Mädchen, das alleine im Weinberg arbeitete...“ seine Liebeswerbung wurde abgewiesen, mit der Erklärung, das sei ihr nicht erlaubt. „Eine so strenge Tugend war ein offenbares Zeichen von Ketzerei, weshalb der Erzbischof, als er herankam, das Mädchen sogleich in Gewahrsam bringen ließ, denn seiner Meinung nach musste sie zu den Katharern gehören...“

Anschließend verhört „bewies das Mädchen große Vertrautheit mit der Heiligen Schrift. Deshalb bestand kein Zweifel, dass sie von Satan inspiriert wurde...“ Sie blieb gegenüber allen Versprechungen von Reichtum wie gegen Androhungen von Strafe standhaft.“ Sie wurde zum Scheiterhaufen verurteilt und „ertrug ihre Qual heiter und ohne Stöhnen.“

Bd 1 S. 26
„Nach seiner Konsekration zu Lyon reiste Papst Clemens V. (Papst von 1159-1181) von dort nach Bordeaux. Auf dieser Reise plünderten er und sein Gefolge die am Wege liegenden Kirchen so gründlich aus, dass nach seinem Weggang von Bourges der Erzbischof Aegidius, um überhaupt sein Leben fristen zu können“ auf Lebensmittelspenden angewiesen war... „durch den päpstlichen Aufenthalt in der wohlhabenden Priorei Grammond verarmte das Haus derartig, dass der Prior daran verzweifelte, die Geschäfte wieder zu ordnen und deshalb abdankte, worauf sein Nachfolger sich nur dadurch helfen konnte, dass er eine schwere Steuer auf alle Häuser des Ordens legte...“ Päpstliche Erpressungen waren an der Tagesordnung... „jeder Widerstand gegen solche Erpressungen wurden durch Exkommunikationen unterdrückt, die das ganze Königreich (Englands und Frankreichs) in Verwirrung brachten.“

Bd. 1 S. 21 „... die allgemeine Jursidiktionsgewalt Roms gab im weitesten Umfange Gelegenheit zu Missbräuchen schlimmster Art.“...S. 22: „Die päpstliche Kurie war ein Schrecken für alle, welche mit ihr in Berührung kamen.“

Wikipedia: „Als Römische Kurie (lat./ ital.: Curia Romana) wird seit etwa dem 11. Jahrhundert die Gesamtheit der Leitungs- und Verwaltungsorgane des Heiligen Stuhls für die römisch-katholische Kirche bezeichnet.

Lea, Bd. 1 S. 23 „Im folgenden Jahrhundert (dem 13.) erklärte Robert Grosseteste kühn vor Papst Innozenz IV. (1243-1254) und vor seinen Kardinälen, die Kurie sei eine Quelle aller Gemeinheit, welche das Priestertum zu einem Gegenstand des Spottes und der Schande für die ganze Christenheit mache und 150 Jahre später bestätigten die, welche die Kurie am besten kannten, dass dies noch unverändert wäre.“

Übertretungen die bekannt und deshalb vergeben werden sollten, wurden Hauptursache zum Aderlass. S. 24 „...Gegen Zahlung der "cullagium" genannten Abgabe, wurde dem Priester erlaubt seine Konkubine zu behalten... so war die geistliche Gerichtsbarkeit die Quelle des größten Profits für die Prälaten und des größten Elends für das Volk.

... nicht zu Unrecht bezeichnete der Archdiakon von Bath, Peter von Blois, die bischöflichen Ordinarien (Ordinariat: Verwaltungsbehörde des Bistums) als Schlangen der Ungerechtigkeit, die an Bosheit alle Schlangen nund Basilisken überträfen, als Hirten, nicht von Lämmern, sondern von Wölfen, und als Menschen, die ganz und gar der Bosheit und dem Raube ergeben sind.“

2 000 Seiten bezeugen eine für Christen unannehmbare Geschichte, nämlich die einer gefallenen Kirche.

Eli der große Prophet, (um 1000 v.Chr.) der Hanna die Verheissung gab, sie werde einen Sohn zur Welt bringen - Samuel - , wurde später von Gott des Abfalls bezichtigt. Samuel der noch unter der Obhut Elis aufwuchs wurde durch Gott selbst belehrt, warum er Eli verworfen hatte und ihn, Samuel, an seine Stelle setzen werde: „ Ich (Gott) habe über Elis Haus das Urteil gesprochen, wegen seiner Schuld: denn er wußte, wie seine Söhne Gott lästern und gebot ihnen nicht Einhalt.“ 1. Sam. 3: 13
Gott verwarf die Abgefallenen seit je, die sich "selbst mästen und der Witwen Häuser fressen... umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet." Markus 12: 40 Paulus verschärft noch:
"Wer seinen (Christi) Geist nicht hat, gehört nicht zu ihm." Römer 8: 9

Dienstag, 15. Mai 2012

Kritik an (1) “Mormonismus” im Spiegel der deutschen Fachliteratur
 Lieber Gerd,
 ich bin ehrlicherweise schockiert, d. Du im Israel-Palestina-Konflikt eine derart extremistische Position vertrittst.  Selbst die nun wirklich nicht neutralen Amerikaner (oder deren herrschende Klasse in Konzernern und auf der Polit-Buehne)wuerden icht so weit gehen wie Du. Gaza und die West Bank sind nicht, waren niemals und duerfen niemals Teil von Israel sein. Du legitimierst doch sicherlich nicht die illegale und verbrecherische Siedlungspolitik -- eine Form von ethnischen Saeuberungen --in den besetzten Gebieten. Warum sollte es legitim sein, die ethnischen Saeuberungen im ehemaligen Yugoslawien zu verurteilen und die ethnischen Saeuberungen in den besetzten Gebieten zu tolerieren. Warum sollen die seit Jahrhunderten dort lebenden Palestinenser ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden? Weil "Gott" dies so will? Bitte lasse nicht zu, d. Deine Glaubensdogmen (die "Sammlung" der Juden als Voraussetzung der Wiederkehr von Jesus und all die anderen apokalyptischen Mythen) Dein Gewissen und Dein Sinn fuer Gerechtigkeit ueberwaeltigen. ALLE Menschen verdienen es, gerecht und anstaendig behandelt zu werden, egal ob sie Juden oder Araber sind. Dies darf nicht relativiert werden durch irgendwelche mytischen Hinweise auf das eine oder das andere "auserwaehlte Volk." All das riecht mir gewaltig nach Ethno-Nationalismus und hat faschistoide Untertoene. Und denke auch an den zweitklassigen Status der nicht-juedischen Staatsbuerger von Israel -- immerhin 20 % + der Gesamtbevoelkerung. Sollen diese auch umgesiedelt werden, weil sie in die perverse Fantasie eines reinrassigen Gross-Israel nicht hineinpassen? Vielleicht sollten dann auch alle andersdenkenden Juden aus dem Land gejagt werden? Denn viele Juden gerade in Israel sind ebenso angewidert von der verbrecherischen Regierungspolitik den Palestinensern gegenueber. Du kennst doch die Stimmen und Analysen von Moshe Zimmermann, Shlomo Sand, Uri Avnery, Tikva Honig-Parnass, etc. etc. Ganz zu Schweigen von internationalen juedischen Menschen, wie Noam Chomsky, Naomi Klein, Naomi Irdrissi, Eric Hobsbawm, meinen Doktorvater Prof. Georg Iggers -- 1938 aus Nazi-Deutschland vertrieben -- und viele, viele andere?..."
 
 
Hier ist meine ebenso offene Erwiderung:
Da Anonymous sich im 4. Kommentar zu erkennen gab, konnte ich ihn bei seinem Namen nennen.
Lieber Axel,

ich wiederhole Dich:
All das riecht mir gewaltig nach Ethno-Nationalismus und hat faschistoide Untertoene. Und denke auch an den zweitklassigen Status der nicht-juedischen Staatsbuerger von Israel -- immerhin 20 % der Gesamtbevoelkerung. Sollen diese auch umgesiedelt werden, weil sie in die perverse Fantasie eines reinrassigen Gross-Israel nicht hineinpassen? Vielleicht sollten dann auch alle andersdenkenden Juden aus dem Land gejagt werden? Denn viele Juden gerade in Israel sind ebenso angewidert von der verbrecherischen Regierungspolitik den Palestinensern gegenueber....“
Angewidert” ist wohl das passende Wort.
Was unterstellst Du mir da?
Ich bin schon lange angewidert von den Obertönen antijüdischer Hasser, von den arroganten Verhaltensweisen derjenigen, die Juden zu Menschen 2. Klasse degradierten. Nicht erst seit Codex Justinianus.
Wie konnten die Päpste auf dem vatikanischen Hügel von Paul IV. 1555 bis Pius IX. ruhig schlafen, wenn sie vom benachbarten Ghetto von Rom aus das jüdische Elend und Unrecht anschrie, begangen an Mitmenschen die solche Knechtschaft aus einem einzigen Grund - anderer Glaubensmeinung zu sein - ertragen mussten.
Das ging so, bis 1870 weltliche, italienische Truppe einmarschierten und Pius Übermacht auf seine Kirchenangelegenheiten zurückstutzten. Bis zu diesem Augenblick kannte die Kirche als oberste Herrin des Kirchenstaates, weder Gnade noch Gerechtigkeit. Man muss mal lesen, und bedenken was der jüdischen Rasse in drei Jahrtausenden angetan wurde. (Ungefähr eintausend Dokumente haben mich zutiefst erschüttert, hier vor allem die Unbarmherzigkeiten und Brutalitäten der Rechtgläubigen in Rußland.) Ich bin angewidert vom panislamischen Geifer der zum Glück und Unglück mit tausend widersprüchlichen Stimmen protzt, vom Wort eines erstklassigen Staatsmannes: “Wir werden sie ins Meer jagen!” (Nasser) bis zum ekelhaften “auslöschen!” nicht nur des Mahmud Ahmadinejad.
Ich liebe die Araber die beispielhaft als Mauren Spaniens, zwei Jahrhunderte lang, die ganze Großartigkeit menschlicher Würde in Realpolitik umsetzten. Ich weiß, dass es mehr Persönlichkeiten vom Range eines Abd ar Rahman gab und habe ein ganzen Buch zu diesem Thema geschrieben (Allahs Söhne” 2006, Verlag Steffen)
Wie nah in diesen Charakteren Edelmut und menschenunwürdige Unverfrorenheit beieinander wohnen, berührte mich seit je schmerzhaft.
Bis zur Stunde sind da zuviele Negativgestalten (beiderseits) die Oberwasser bekamen oder ertrotzten, die allesamt im Wetteifer lagen und liegen, zu beweisen, dass es außer ihrem Fanatismus und ihrem Hang zur “Ehrverteidigung” kaum andere Werte von Bestand gibt. Ich sah die Mordserien um die Rangstreitigkeiten der Ommajaden in Damaskus im 9. Jahrhundert und empfinde es als Unerträglichkeit, wenn Heuteleute dieses Geistes hoffiert werden.
Traust Du mir wirklich zu, ich würde einem "Ethno-Nationalismus" auch nur das kleinste Wort reden??? Soll ich das als Beleidigung akzeptieren?
Aber, noch hält unsere Freundschaft.
Seit eh und je ist die bedenkenlose Unterstellung von bloßen Annahmen, die sich bald als Fakten breitmachten, das eigentliche Übel. Kurz gesagt, die politisch gedachten Phrasen, sind all zu oft nicht mehr als Zwecklügen.
Seitdem Geschichte geschrieben wird, ist das so.
Aus politischer Ranküne und bösem Mutwillen brachen alle Kriege unter Christen aus. Das war ebenso unverzeihlich, wie gegenwärtig die Terrorakte zwischen Sunniten und Schiiten
Ich frage mich, wie es geschehen konnte, dass zwei Christengemeinden (zuerst unter Maxentius (dem angeblichen Tyrannen von Rom) und dann im Wechselspiel sechzig Jahre später, als die Damasusgemeinde die Ursinusgemeinde in mörderischer Absicht überfiel.
Alle Erklärungs- und Lösungsversuche scheiterten an der Realität fanatischen Denkens, heute und gestern. Weder religiöse noch atheistische Denkweisen, änderten jemals irgendetwas an der menschlichen Dummheit. Diese Krankheit ist scheinbar unausrottbar und sie könnte, nach menschlicher Voraussicht, unter der grünen Fahne siegen, die sich der Hauptflügel der Islamisten, nicht gerade aus purem Gerechtigkeitsdenken aneignet.
Drei Dinge sind es, um die es in Wahrheit geht: Sicherheit (Macht, Geld), „Ehre und angebliche Ehrverletzung ihrer ihnen heiligen Religion oder Weltanschauung“ oder das was die armen Seelen darunter verstehen, und Sex – statt zuerst um Recht und Wahrheit. Manchmal gerät nur eine der drei Komponenten, aber dann umsoviel stärker in den Blickwinkel, aus dem wir sie wahrnehmen.
Mao und die schönen Mädchen..., die ihm halfen seine Wahnsinnsträume für machbar zu halten. Goebbels und die Filmsternchen, die ihn vergessen machten, dass er noch den Preis für seine Lumpereien zu zahlen hat. Auch JFK mit Marlene Dietrich, Bill Clinton und Monica Lewinsky... haben Geschichte geschrieben. “Ich gebe ihnen mein Ehrenwort!”
Das Gelddenken hat die Kommunisten Chinas nun, im Frühling 2012, schließlich dazu gebracht den Philippinen mit Krieg zu drohen. (Ich habe sie 1987 beobachtet als sie in Vietnam einfielen, ein kommunistisches Miltärsystem ins angebliche Bruderland)
Das Sicherheits-und Machtdenken macht sie allesamt verrückt. “Die Araber” und “die “ Christen wurden Judenfeinde, sobald diese ihnen überlegen erschienen. Das war des Pudels Kern. Der Rest ist Demagogie.
Solange sie kein Favorit um die Vormacht im Territorium waren, gab es kaum Proleme.
Zuvor hatten im Land Israel-Palästina der jüdische Bauer und sein arabischer Nachbar in Frieden und gutem Einvernehmen gelebt. Die Politik der Macht (ausgeübt und hochgeputscht von beiden Seiten) verdarb alles.
Es gibt kein Schwarz-Weiß im richtigen Leben, eher die zahllosen Abstufungen. Ich gebe zu, mir erscheint die Israelseite als die hellere. Ob ich mich habe täuschen lassen, wird sich noch zeigen.
Sogar Stalin hatte die UN-Resolution 181, am 29. Nov. 47 unterschreiben lassen, die den Israeliten das staatliche Daseinsrecht ermöglichte. Die 6 Delegierten der arabischen Staaten, hatten am Abstimmungstag, nach ihrer Niederlage, unter Protest und Kriegsdrohungen den Sitzungssaal verlassen: sie schworen: “Wir werden die Juden Palästinas auslöschen,” - drei Jahre nach Ende des Holokaust. -
Haben die Juden jemals Vergleichbares gesagt - oder ähnlich gedroht?
Sechs Monate später sollte diese Drohung wahrgemacht werden. Am 15. Mai 48 wurde der Staat Israel ausgerufen, am nächsten Tag! brach die erste als Vernichtskrieg gedachte Aktion, mit ungeheurem Pathos ihrer Treiber aus. …
Ich traue keinem Politiker mehr, es sei denn er hat mich, wie Angela Merkel, von der grundsätzlichen Redlichkeit seiner (ihrer) Absichten überzeugt. (Von Unfehlbarkeit ist hier nicht die Rede, sondern vom Machbaren unter gegebenen Umständen.)
Es gab eine Zeit da habe ich den Linken tatsächlich vertraut, nichts bedauere ich mehr als diese fünf Monate meines Lebens von August bis Weihnachten 1951, als ich mich innerlich von meiner Kirche entfernte.
Ich glaube noch einigen ihrer Analysen, ihren Zielen nicht mehr, denn die sind utopisch. Für mich ist da keineswegs etwas besseres zu sehen, als das ansatzweise Bemühen, um mehr allgemeine soziale Gerechtigkeit in die Welt zu setzen, dies aber auch unter dem innern Zugeständnis einer eventuellen Zulassung massiver Verletzungen des Rechtes Dritter.
Ähnlich ist das mit den tatsächlich durch Israel verursachten Ungerechtigkeiten. Man könnte sie allerdings überwinden. Aber, offensichtlich nur durch noch größeres Unrecht.
Mir bleibt nur zu hoffen, dass die wahren Grundsätze meiner Kirche, von gegenseitigem Respekt und prinzipieller Anerkennung des Menschenrechtes jedermanns auf freie Entscheidung, allmählich in den Köpfen und Herzen von immer mehr Menschen Platz einnehmen. Dann würde sich ein Hoffnungsschimmer am Horizont zeigen, nämlich der, das irgendwann alle politischen Grenzen fallen.
Wer Machtdenken verachtet, hasst das Feilschen um Positionen.

Herzliche Grüße Gerd.




Montag, 14. Mai 2012


     (2) Mormonismus” im Spiegel der deutschen Fachliteratur

Positive Fachartikel, die sich mit unserer Religion befassen sind selten, insbesondere in offiziellen Zeitschriften anderer Kirchen. Aber, es gibt sie.
So veröffentliche der finnische Theologe Heikki Räisänen, in der „Theologischen Literaturzeitschrift“ 109. Jahrgang von Februar 1984 einen Aufsatz mit dem Titel: „Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)
Er beschäftigt sich mit der Frage, wie - aus theologisch-großkirchlicher Sicht - die Korrekturen zu werten sind, die Joseph Smith an Bibeltexten vornahm.
Die Einschübe oder Textänderungen sind als Inspirierte Version bekannt. (Inspired Version)
Immer wieder attackieren  uns außenstehende Christen, Geistliche oder auch einfache Gläubige, Josph Smith hätte die Bibel geändert. Das ist zwar zutreffend, aber ehe jemand sich negativ äußert, möge zuvor bedenken wovon er redet. Heikki Räisänen sagt nach einer kurzen Einleitung:

Das Wort Gottes kann keine Widersprüche enthalten. Wo Joseph Smith Widersprüche entdeckt, gleicht er sie aus. Viele seiner Harmonisierungsmaßnahmen sind heute noch aus Werken großkirchlicher Fundamentalisten bekannt. Der Unterschied ist nur , dass Smith sich nicht mit einer harmonisierenden Auslegung begnügt, sondern den Bibeltext selbst verbessert.“

Räisänen benutzt tatsächlich den Begriff : "verbessert". Das ist zunächst verblüffend, denn, die Frage ob man die Bibel verbessern kann oder nicht, ist eigentlich mit einem klaren Nein zu beantworten. Hier wäre der Ansatz zu destruktiver Kritik gegeben, doch das Gegenteil ist der Fall. 
Um das zu belegen, greifen wir aus der Fülle der Fallbeispiele, die der finnische, evangelische Theologe bringt, einige heraus.  

Räisäner verweist beispielsweise auf den

theologisch wichtigen Widerspruch, der zwischen den Angaben des Exodus über den Umgang Moses (und anderer) mit Gott und der kühnen Behauptung von Joh: 1:18 besteht, niemand habe je Gott gesehen. Während großkirchliche Auslegung geneigt ist, die alttestamentlichen Aussagen abzuschwächen, geht Smith, dem die Diskrepanz nicht entgangen ist, den umgekehrten Weg und korrigiert den johanneischen Text. Joh 1: 19 lautet (in der Inspired Version von J. Smith) also: „Niemand hat Gott je gesehen, außer demjenigen, der über den Sohn Zeugnis abgelegt hat.“
... auch das klassische Problem des Gottesnamens, der lt. Exodus 6: 3 erst dem Mose offenbart wird, während er doch bereits in der Genesis gebräuchlichist, löst Joseph Smith... indem er aus dem Satzende eine rhetorische Frage macht: „and was not my name Jehova known unto them?“...

Einer der schwierigsten Anstöße für konservative Bibelauslegung ist die unerfüllte Naherwartung. Auch in diesem Fall vertritt Smith eine Deutung, die heute noch in großkirchlichen Konservativismus gang ind gäbe ist; der Unterschied ist wieder einmal der, dass er den Text selbst im Sinne der Auslegung ändert. Die Aussage, dieses Geschlecht werde nicht vergehen, bevor alles geschehen sein wird. Matth: 24: 34 wird verbessert: „This Generation, in which these things shall be shown forth, shall not pass away, until all I have told you shall be fulfilled“ demenstsprechend sagt Jesus (bei Joseph Smith) in Matth: 24: 42 nicht „ihr seht dies:“ sondern „meine Erwählten... werden sehen."

Der Rat, dass der Ehemann sein soll als hätte er keine Frau, wird auf die Missionslage durch den Zusatz bezogen: „for ye are called und chosen to do the Lords work“
Konsequenterweise wird festgehalten, dass Jesus nicht am Ende der Tage auf Erden erschienen ist, sondern in der Mitte der Zeit“ z.B. Genesis 6: 60 in der Inspired Version....
Die vielleicht auffälligste Neuerung von allen ist die, dass Smith die Menschheit vom Uranfang an über die Ankunft des Messias Jesus am genauesten unterrichtet sein läßt. Die künftige Heilsgeschichte ist ihr von den frühesten Tagen bekannt... Der mormonische Kommentator Matthews bemerkt dazu: Da die frühen Patriarchen das Evangelium hatten und seinen Vorschriften gehorchten, ist es offenbar, dass der Plan der Erlösung konstant ist und durch die Geschichte der Welt hindurch derselbe gewesen ist. „Dies ist nicht so offenbar in der King James Version!“

In der Tat nicht!

Bei aller Naivität der Lösung sollte zugestanden werden, dass Joseph Smith hier seinen Finger auf ein wirkliches Problem, auf einen heiklen Punkt in der Heilsgeschichte gelegt hat. Wie steht es eigentlich mit Gottes Plan, wenn mit Christus ein neuer Heilsweg eröffnet worden ist, von dem die Alten noch nichts wussten? War den früheren Generationen ein echter Heilsweg offen, etwa in der Form der Buße und der freudigen Annahme des göttlichen Gesetzes?

Wenn nicht, hat dann Gott nicht die alttestamentlichen Frommen irregeführt, indem er ihnen ein Gesetz gab, das das Leben verheißt (z.B. Lev 18: 5) und keinen Hinweis auf seine eigene Vorläufigkeit erhält?


Räisänen verweist dann auf den 1. Clemesbrief indem auch  von dort her Joseph Smiths Linie bestätigt wird:

Clemens versichert, Gott habe von Ewigkeit her alle Menschen auf dieselbe Weise gerechtfertigt, und zwar durch den Glauben... er habe von Geschlecht zu Geschlecht denjenigen Gelegenheit zur Buße gegeben, die sich ihm zuwenden wollten“

Mit der Kontinuität der Heilsgeschichte hängt es ferner zusammen, dass Smith die paulinische Rede vom Gestz als Ursache der Sünde oder von seiner sündenvermehrenden Funktion abschwächen muss.... auch diesmal befindet Joseph Smith sich in guter Gesellschaft....

Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph)Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...“
Räisänen fasst schließlich zusammen:

Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist , sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“

Prof. Gellinek sagt in seinem Buch „Christus in Amerika?“: „Mormonismus der einen Außenseiter zunächst etwas bange macht, entpuppt sich vielmehr, als mächtiger Schrittmacher des Christentums auf dem Wege zur Erleuchtung.“ Agenda Verlag, Münster, 1999 , S.141